Der Künstler ist der Ursprung des Werkes. Das Werk ist der Ursprung des  Künstlers. Keines ist ohne das andere. Gleichwohl trägt auch keines der beiden allein das andere. Künstler und Werk sind je in sich und in ihrem Wechselbezug durch ein Drittes, welches das erste ist, durch jenes  nämlich, von woher Künstler und Kunstwerk ihren Namen haben, durch die Kunst.

Martin Heidegger

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Wenn man sagen kann, daß in einem großen Kunstwerk eine Welt “aufgeht”, so ist der Aufgang dieser Welt zugleich ihr Eingang in die ruhende Gestalt; indem die Gestalt dasteht, hat sie gleichsam ihr erdhaftes Dasein gefunden (vgl. Engel, J. K.). Daraus gewinnt das Werk der  Kunst seine ihm eigene Ruhe. Es hat sein eigentliches Sein nicht erst in einem erlebenden Ich (!), das sagt, meint oder zeigt und dessen Gesagtes, Gemeintes oder Gezeigtes seine Bedeutung wäre. Sein Sein besteht nicht darin, daß es zum Erlebnis wird, sondern es ist selbst durch sein eigenes Dasein ein Ereignis, ein Stoß, in dem sich die Welt öffnet, die so nie da war. Dieser Stoß ist aber im Werke selbst derart geschehen, daß er zugleich ins Bleiben geborgen ist. Was so aufgeht und sich so birgt, macht in seiner Spannung die Gestalt des Werkes aus. (...)

Niemand kann sich dem verschließen, daß im Kunstwerk, in dem  eine Welt aufgeht, nicht nur Sinnvolles erfahrbar wird, das vorher nicht erkannt war, sondern daß mit dem Kunstwerk selber etwas Neues ins Dasein tritt. Es ist nicht die Offenlegung einer Wahrheit allein, sondern es  ist selbst ein Ereignis.

        Hans-Georg Gadamer, Zur Einführung in: Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes

 

Die Besinnung darauf, was die Kunst sei, ist ganz und entschieden nur aus der Frage nach dem Sein bestimmt. Die Kunst gilt weder als Leistungsbezirk der Kultur, noch als eine Erscheinung des Geistes, sie gehört in das Ereignis,  aus dem sich erst der “Sinn vom Sein”(vgl. “Sein und Zeit”) bestimmt.

                   Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes

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